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Kulturhauptstadt Chemnitz 2025

Kunst- und Skulpturenweg der Kulturhauptstadt Chemnitz führt durch Oederan und Gahlenz

Gemeinsam mit Chemnitz bilden 38 Kommunen und Gemeinden die Kulturregion, die im Jahr 2025 Europäische Kulturhauptstadt sein wird. Bis zum Jahr 2025 und darüber hinaus wird der „Purple Path“ (lila Pfad) – ein großer Skulpturen- und Kunstweg der Kulturhauptstadt entstehen. Städte und Gemeinden sollen mit ihrer Geschichte und ihren Traditionen auf dem mehrere hundert Kilometer langen Pfad verbunden werden. Unter dem Motto „Alles kommt vom Berg her“ wirken viele nationale und internationale Künstler und Künstlerinnen  an diesem großen Projekt mit.

Der Skulpturen- und Kunstweg führt auch durch Oederan und Gahlenz. Rolf Büttner, Leiter der Volkskunstschule Oederan, koordiniert die dafür vorgesehenen Projekte mit dem Kulturhauptstadtbüro. Zwei Skulpturen werden in Oederan und in Gahlenz aufgestellt. In Oederan die Skulptur: „Testa Abdormentata“ von Igor Mitoraj und in Gahlenz am Dorfmuseum die Skulptur: „Polygonales Pferd“ von Gregor Gaida.

Der international bekannte Igor Mitoraj, Sohn einer polnischen Zwangsarbeiterin und einem französischen Kriegsgefangenen, wurde 1944 in Oederan geboren. Der bildende Künstler Gregor Gaida wurde 1975 im polnischen Chorzów bei Katowice geboren und lebt heute in Bremen.

Gregor Gaidas lebensgroße Skulptur „Polygonales Pferd“ mit fünf gleichen aufsteigenden Vorderbeinen eines Pferdes, die in Segmente unterteilt und zu einer runden Form zusammengesetzt sind, erinnert auf den ersten Blick an ein Kaleidoskop, bei dem im Inneren durch mehrfache Spiegelung eine symmetrische Figur entsteht.

Motiv für Gregor Gaidas Figur war ein junger Hengst auf einem Operationstisch liegend: „Mit all seiner Muskelmasse und offensichtlichen Kraft hilflos auf dem Rücken liegend, hat mich das Bild durch seine Widersprüchlichkeit fasziniert. Man sieht ein Objekt, welches ein Pferd, mit all seinen Muskeln und seinen zu allen Seiten abstehenden Beinen als dominierende Kraftquelle, assoziiert. Durch die Vielzahl der Beine, die in unterschiedlichen Bewegungsstadien abgebildet sind, kann der Eindruck entstehen, eine Bewegung werde abgebildet. Gleichzeitig liegt die polygonale Form am Boden und scheint ihrer heroischen Statur beraubt. Die Symbolik des Pferdes für Macht, Größe und Überlegenheit – oftmals in Form des Reiterstandbildes realisiert, wird in meinem Werk ihrer mannhaften Kraft beraubt und ad absurdum geführt. Die Form rotiert um eine mittlere Achse herum und kommt nicht voran. Sie ist in Bewegung und steht doch still. Würde und Stärke werden bewusst ironisiert und entkräftet.“

Pferde begleiteten den Menschen seit Urzeiten. Sie galten als Statussymbol und halfen Entfernungen schneller zu überwinden, als Zug- und Transportmittel und Schlachten zu gewinnen. Sie hatten einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft  und Kultur.

Im mitteleuropäischen Bergbau trieben Pferde seit der frühen Neuzeit in so genannten Göpeln Wasserpumpen und Förderanlagen an. Das Prinzip des um eine vertikale Antriebswelle laufenden Pferdes wurde im 19. Jahrhundert vom Bergbau auf die Landwirtschaft übertragen. Statt Schächte zu teufen, trieben  Pferde nun Dresch-, Schrot- und Häckselmaschinen an.

Mit der Skulptur von Gregor Gaida verweist das Dorfmuseum Gahlenz auf die bedeutende Rolle des Pferdes in der Landwirtschaft und auf das Herzstück des Museums, den einzigen erhaltenen und intakten Pferdegöpel auf einem landwirtschaftlichen Hof in Mittelsachsen.

Die Enthüllung der Skulptur von Igor Mitoraj findet am 5. Juli 2024 in Oederan im Weberei-Museum statt.